DEUTSCHE MODE DESIGNER

HÖCHSTER LUXUS AUS DÜSSELDORF - HAUTE COUTURE VON PIO O'OKAN

Text: Dorothee Achenbach I Fotos: ©Peter Frank

Lilli Kirchgessler, Helga Grünwoldt-Okan, Hans Werner Klein, Mirjam Zwick (v.l.n.r.)

Modernität gepaart mit traditioneller Handwerkskunst auf höchstem Niveau – das zeichnet die Mode von Pio O‘kan Couture aus. Im Gegensatz zur Prêt-à-Porter Mode werden hier die aus edelsten Materialien in Handarbeit maßgeschneiderten Mode-Kreationen gefertigt. Bei einem exklusiven Besuch im Atelier von Pio O'kan erfuhren wir mehr über die empathische, individuelle Beratung rund um die Fertigung von Modellen, die sich auch auf großen und internationalen Anlässen wiederfinden.

Zwei Dinge standen für Helga Grünwoldt–Okan schon früh fest: Sie wollte nach Düsseldorf ziehen und dort die denkbar schönsten Kleider erschaffen. Düsseldorf war für sie die große weite Welt, sie stammt aus Warburg in Westfalen. Ihre Schneiderlehre absolvierte sie in der Landeshauptstadt in einem der angesehensten deutschen Ateliers – unter anderem zählte die holländische Königsfamilie zu den Kundinnen. Nach der Meisterprüfung arbeitete die junge Meisterin in Berlin in einem berühmten Couture-Haus. „Und dann stürzte ich mich in das Wagnis und machte mich in Düsseldorf selbstständig. Das muss der Mut der Jugend gewesen sein“, erzählt sie lachend. Wir sitzen in ihrem ebenso eleganten wie gemütlichen Salon im Girardet-Haus an der Königsallee. Es ist eine Oase der Ruhe und Entspanntheit: Gedeckte Farben, samtene Sessel, dezenter Blumenschmuck, feines Gebäck. Helga Grünwoldt-Okan hat es zweifelsohne geschafft: Man ist umgeben von den denkbar schönsten Kleidern – traumhafte Abendroben, wunderhübsche Cocktailkleider, zeitlose Tagesoutfits. Vor 40 Jahren präsentierte sie im Parkhotel ihre erste Modenschau, es war ein großes finanzielles Wagnis, 50 Damen der Gesellschaft wurden eingeladen. Und waren begeistert! Nicht wenige der Kundinnen hat sie bis heute. „Einige sind inzwischen 90 – und haben ihre Figur gehalten“, berichtet Grünwoldt-Okan. Ihre Kundschaft bleibt oft ein Leben lang treu, auch die Töchter, Schwiegertöchter und Enkelinnen schätzen ihre individuellen, zeitlos eleganten Kreationen und die ausgezeichnete Beratung. Wie erklärt sie sich ihren Erfolg, obwohl sie immer im Stillen arbeitete, ohne Werbung oder Events, über die in den Zeitungen berichtet wird? „Für den Erfolg muss man kämpfen und durchhalten. Ich ernte jetzt, was ich jahrelang gesät habe – häufig habe ich von 4 Uhr morgens bis 23 Uhr durchgearbeitet. Wir bekommen Kundinnen durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Es gibt ja in Deutschland kaum noch Maisons, die diese höchste Handwerkskunst beherrschen und anbieten. Und wichtig: Unser oberstes Gebot ist absolute Diskretion“, betont sie. Über Preise und Namen wird Stillschweigen bewahrt, es gibt keine Ausnahmen. Adels – und Industriellenfamilien zählen zu den Kundinnen, ihre Schöpfungen werden weit über Düsseldorfs und Deutschlands Grenzen hinaus getragen.

Gerade stattet sie die Damen für eine große Hochzeit in Wien aus. Inklusive Brautkleid. Für die Kundin sind drei-vier Anproben erforderlich, manche Damen kommen zu Beginn jeder Saison und bestellen dann die Outfits für alle Anlässe, die in den nächsten Monaten anstehen. Im Atelier in der ersten Etage kümmern sich 25 Schneiderinnen und Schneider an großen Tischen zwischen Stoffballen, Entwurfszeichnungen und bunten Garnrollen um die Umsetzung der im Hause entworfenen Einzelstücke. Hier werden Knöpfe aufwendig mit winzigen Perlen bestickt, kleine Seidenblüten und Spitzendetails aufgebracht, Säume und Kanten in feinsten Stichen von Hand genäht, die passenden Schuhe zu den Outfits gestaltet und bestellt. Jedes Teil ist ein kleines Meisterwerk. Die Auszubildenden kann die Unternehmerin sich aussuchen. „Wenn jemand an einer Modedesignschule angibt, dass er ein „Pio“ ist und hier gelernt hat, wird er ohne Aufnahmeprüfung genommen“, erzählt sie stolz und sagt damit alles aus über die Hochkarätigkeit der Ausbildung.

Auch ihr Sohn Philippo hat sich vor knapp einem Jahr der Mode verschrieben: Der erfolgreiche Spitzenmanager ließ die internationale Karriere in einem Logistik-Unternehmen fahren und eröffnete eine zweite Pio O'kan Linie: Die prêt-à-porter, bezahlbarer Luxus. „Ich möchte unser Geschäft auf eine zweite Säule stellen und die Marke bekanntmachen. Es macht mir großen Spaß, man ist vom ersten bis zum letzten Schritt dabei“, erklärt uns der 32-Jährige beim Gespräch. Er ist für die kaufmännische Seite verantwortlich, zwei erfahrene Mitarbeiter von Pio O'kan sind für den kreativen Part zuständig. „Unsere Kollektionsteile sind inzwischen auch in Hamburg, Stuttgart, Dresden, Bonn und Essen erhältlich“, erläutert Philippo. In Düsseldorf ist das kleine, feine Geschäft gleich neben dem Couture-Salon, hier kann man untereinander kombinierbare Kostüme, Kleider, Mäntel, Oberteile und Strick von der Stange einkaufen – wobei „von der Stange“ in dem Fall ebenfalls feinste Ware und allerbeste Verarbeitung bedeutet. Der Name Pio verpflichtet.